Freitag, 26. November 2010

Long time no see

Entschuldigt, dass wir uns so lange nicht gemeldet haben. Zum einen haben wir gearbeitet wie die Esel und zum anderen hatten wir kein Internet im Hostel für ein paar Tage. Viel Neues gibt es nicht. Falk arbeitet fleißig, ich arbeite fleißig. Ab und an, haben wir mal einen Tag frei, aber das wird sich auch wieder geben, sobald die Saison in voller Fahrt ist. Wenn wir denn mal einen Tag frei haben, dann meist nicht gemeinsam. Den einen freien Tag habe ich dann z.B. dafür genutzt Sushi zuzubereiten. Selbst den Japanern hat dieses sehr geschmeckt. Gestern hatte ich auch frei und hab die ersten Marmeladen aus den Aprikosen gekocht. Letzte Woche hatte ich 10 Kilo Aprikosen von der Arbeit mitgebracht. Heute haben wir das Auto und unsere Hütte ein wenig weihnachtlich geschmückt. Hier ist nämlich schon das Weihnachtsfieber ausgebrochen und jeder im Hostel (zumindest die Mädchen) will besser dekorieren als der andere. Unsere Kabine glitzert und schimmert nur so.
Der Alltag hier sieht momentan so aus:

Falk steht um 4:30 Uhr auf, frühstückt, duscht, schmeißt mich um 5 Uhr aus den Federn. Ich geh duschen, dann frühstücken und Falk lässt einfach alles auf dem Küchentisch für mich stehen. Falk fährt 5:20 Uhr dann zur Arbeit. Ich fahre 6:30 Uhr mit einer Deutschen, einer Irin und einer Engländerin los. Morgens hören wir dann fein die Musik von meinem Handy und ich ärgere die Mädels ordentlich mit Pink Floyd, Elton John, dem Grease Soundtrack und George Michael Liedern. Gut gelaunt kommen wir dann auf Arbeit an. Dann sitzen wir eine Viertelstunde herum und warten auf den Arbeitsgong. Der Boss sagt dann gegen 7 Uhr, dass wir uns auf unsere Positionen gehen sollen. Dann rollen ununterbrochen Aprikosen auf uns zu, die wir entweder fein säuberlich in kleine Boxen ordnen und stapeln oder die 2. Wahre in größere Boxen legen. Wir sortieren und dürfen bei der Arbeit keine Musik hören. Alle 2 Stunden machen wir eine Pause. Zur Zeit sind wir immer nach ca. 8 Stunden fertig und fahren so gut wie jeden Tag nach der Arbeit noch einkaufen.
Heute war Freitag und Payday. Bei diesem Arbeitgeber fließt das Geld nicht aufs Konto, sondern in einen Geldumschlag. Auch nicht schlecht. Da sieht man wenigstens, was man verdient hat.

Viele Leute verlassen derzeit aus purer Verzweiflung das Hostel. Einige wurden wegen Langsamkeit beim Pflücken gefeuert, andere bekommen einfach nach zu vielen Wochen zu wenig oder gar keine Arbeit. Also leert sich das Hostel allmählich wieder. Hoffentlich kommen wieder ein paar interessante Charaktere hinzu.

PS: Auto fährt sich gut, nur die Reifen sind nicht ausgewuchtet, deswegen rüttelt das Lenkrad ein wenig. Es verbraucht etwas mehr als 10 Liter jetzt und ist wunderhübsch weihnachtlich anzusehen.







Montag, 15. November 2010

YES I CAN

ICH HABE EINEN JOB! 

Den heißbegehrten packing shed job (Packhüttenanstellung). All das Bangen und Zittern hat ein Ende. Ich bin versorgt, Falk muss mich nicht mehr durchfüttern, wir nagen nicht mehr am Hungertuch, unsere Existenz ist gesichert, wir werden überleben. Ein schönes Gefühl ist es und ich möchte euch daran teilhaben lassen.

Mittwoch, 10. November 2010

Brumm brumm

Und da sind wir wieder, wir sind wieder: stolze Autobesitzer. Yes. Leider musste ich persönlich einen Abstieg erleben, nach meinem entzückenden bonbonfarbenen Toyota steht nun ein alter Opel hier auf dem Parkplatz. Der Opel heißt hier nicht Opel, er tarnt sich im unteren Lande als Holden. Der Omega nennt sich hier ebenfalls anders, Commodore. Er ist schon straffe 17 Jahre alt, dunkelblau lackiert, hat 400.000 km auf dem Odometer und hat wie alle Autos hier unten ordentlich Bums. Der Große war ein wahres Schnäppchen für 1500 $, wenn man bedenkt, dass Falk vor ein paar Wochen entzückt war 4000 $ für ein anderes Auto auf den Tisch zu legen. Er wird so schätzungsweise um die 10 Liter verbrauchen, aber das ist in Ordnung, denn der Sprit kostet hier 1.20 $/Liter. Das sind nach derzeitigem Umrechnungskurs nur 87 europäische Cents. Für unsere Verhältnisse klingt das günstig, aber der Amerikaner musste bei den australischen Benzinpreisen erstmal schlucken.
Ja, mit dem Job ist auch schon wieder Ebbe, Ende und конец. Ich warte nun nach wie vor auf einen Langzeitauftrag. Es ist aber Auto sei Dank nicht so langweilig wie zuvor arbeitslos zu sein. Gestern hab ich es zum Beispiel mit einem Lappen, Wasser und Fit auf Vordermann poliert. Heute wird das Car gehoovert, gevacuumt, also staubgesaugt. Wir fahren heute noch nach Renmark, der Ort wo Falk auch arbeitet, klappern erneut einige Farmen ab, Klinkenputzen steht auf der Tagesordnung.




Sonntag, 7. November 2010

Beförderung

Ich hatte gestern auf der neuen Farm meinen ersten Arbeitstag. Bei brütender Hitze haben Cara, Luca und ich Weinrebenäste mit Gartenscheren beschnitten. Das Ganze nennt sich "pruning" und ist einer der härtesten Jobs die man hier erwischen kann. Gleich nach der Bananenernte. Irgendwie hab ich eine relativ stumpfe Schere abbekommen, die den gesamten Arbeitsprozess sabotiert hat. Luca hat schon einige Erfahrung in diesem Beruf und kam richtig flott voran, Cara und ich waren ungefähr gleich lahm. Pro 100km langer Reihe haben wir 10 Dollar verdient. Pro Reihe benötigte ich ungefähr eine Stunde, nach der Mittagspause ca. 1-2 Stunden. Das einzig schöne an diesem Arbeitsplatz ist, dass wir gratis Mittagessen von der griechischen Chefin erhalten und dass auf dem Gelände zwanzig Katzen herumstromern. Perfekt. Gleich ein Kätzchen geschnappt und meine schlechte Laune wegen der miesen Bezahlung auskuriert. Nach all der Arbeit, den Streicheleinheiten und dem Maccaroni-Wurst-Essen habe ich 55 Dollar am Tag zusammengekratzt. Woooah. Acht Stunden für den Hungerlohn in der Sonne zu stehen kommt Sklaverei gleich. Aber was soll's. Am Montag weiß ich noch nicht, ob ich arbeiten muss oder nicht. Aber ich bin froh überhaupt etwas zu tun. Ich warte aber nach wie vor auf eine himmliche Position in einer Packhütte. Sollten ein paar Stellen reinkommen, bin ich die erste auf der Langzeitjobliste.

Falk hatte gestern frei und hat das erste Mal das Hausboot erlebt. Er war hellauf begeistert und war nur ein wenig traurig, weil ich nicht dazu gestoßen bin. Es gab wieder gratis Pizza, darüber hatte ich glaube ich das letzte Mal kein Wort verloren, JA, U M S O N S T, Pizza. Leider hat aber der Motor des Motorbootes seinen Geist aufgegeben, sodass er nicht in den Genuss des Hochgeschwindigkeitsrausches kommen durfte. Hoffen wir auf einen gemeinsamen Hausbootausflug in 2 Wochen.

Ein Pärchen hat sich gestern hier getrennt, weswegen sie aus der heißbegehrten "Cabin" auszogen und sich in Schlafsääle separierten. Nachdem das koreanische Paar und das halbkoreanisch-italienische Paar nicht dort einziehen wollten, wanderte der Pokal weiter zu uns. Wohlig war mir dabei nicht ums Herz, obwohl wir uns freuen können aus unserer sechs Quadratmeter Miefhöhle zu entkommen. Mir tut das Pärchen eben so leid, die nach beinahe 8 Jahren Beziehung nun doch den Trennungsstrich gezogen haben. Mit dem Mädchen hab ich dann gestern meinen ersten Frauenabend in der englischen Sprache abgehalten, denn sie kommen beide aus Nottingham, England. Sie hat nicht viele Freunde hier, ist relativ schüchtern, also hab ich ihr meine Ohren und meinen Port gespendet. Wir hatten einen richtig schönen Abend, mit allem was dazu gehört, keine Männer, nur wir, der Port, ein IPad und Mentholzigaretten. Um 2 Uhr saßen wir dann in der Küche und haben uns noch schnell was gekocht. Anschließend saßen wir draußen und plötzlich sind drei fremde Menschen hinter uns in der Küche aufgetaucht. Irgendwelche jugendlichen "locals" die sich nach einem gewissen Danny erkundigt haben (kein Danny wohnt hier). Stocksauer hab ich sie dann angemault und ihnen erklärt, dass es verboten sei einen Fuß auf dieses Grundstück zu setzen, wenn sie kein Zimmer bewohnen. Zum Glück haben sie sich dann rückwärts bewegt und 3 unserer Männer sind noch sicherheitshalber hinterher gegangen. Das war ein wenig aufregend.

Long story short, jetzt wohnen Falk und ich nicht mehr in der Muffbutze, sondern in einem eigenen kleinen blauen Häuschen, außerhalb des Haupthauses mit eigenem kleinen Kühlschrank. Es ist ungefähr doppelt so groß und kostet dennoch dasselbe. Der Weg zu den Bädern und zur Küche ist nun zwar länger, aber dafür müssen wir nicht mehr die Gespräche unserer deutschen Zimmernachbarin durch die dünne Wand belauschen. Obwohl ab und an auch interessante Dinge zu erhorchen waren. Also, kling kling, stoßen wir auf unsere Beförderung innerhalb der Hostelwohnpolitik an. Klirr klirr.









Donnerstag, 4. November 2010

Geburtstag Downunder

H A P P Y    B I R T H D A Y    F A L K !

Heute hat der Falk mal in der Zukunft Geburtstag.  Alle die ihm gratulieren möchten, können dies jetzt und hier tun. Wir werden heute Abend auch im Skype online auf ein paar persönliche Grüße warten (denkt an die 9 1/2 Stunden Zeitversetzung). Heut Abend bekommt ihr dann auch ein Foto von seinem Geburtstagsgeschenk zu sehen. Ich sag nur 7 Stunden Arbeit in der Küche. Also ein gemeinsames HIPHIPHURRA für unsren Dicken und schickt ein paar Geburtstagsküsse über den weiten Ozean zu ihm. Gefeiert wird dann noch nicht heute, ist ein Arbeitstag wie jeder andere, aber voraussichtlich am Wochenende, vielleicht sogar mit einem Campingausflug.



























































Der Kuchen hat allen geschmeckt und Falk hat sich auch sehr darüber gefreut. Es war ein 6-schichtiger Schokoladenkochkuchen. Drei der sechs Stockwerke waren gespickt mit Erdnussssstücken, Portwein, Brandy-Flavour-Backdingens und Chilipulver (Hauch, nicht merklich). Die anderen drei hab ich normal schokoladig belassen. Mmmh.

Montag, 1. November 2010

Happy Halloween

Heute ist Halloween und entgegen aller Erwartung haben Falk und ich uns verkleidet, um uns an der Festlichkeit zu partizipieren. Nach endloser Suche nach einem perfekten Outfit, hab ich letzten Endes kapituliert und bin als langweilige Prinzessin gegangen. Falks Kostüm war jedoch einer der großen Lacher gestern. Wir haben Halloween um einen Abend vorgezogen, damit sich auch alle am Sonntag auskatern können. Wir hatten ziemlich viel Spaß, der Amerikaner hat im Schlüpper auf dem Tisch getanzt, Hena war ein japanischer Geist wie in Chihiros Reise ins Zauberland, ich hab Pärchenfotos mit all den frauenlosen Männern geschossen und die Trinkspiele sind irgendwann entartet. Falk musste heute arbeiten, ist aber nach einigen wenigen Stunden wieder zurückgekehrt, um zu schlafen. 

 











Letzte Woche ist nicht wirklich viel passiert. Ich war jeden Tag mit dem Amerikaner oder dem neuen Chinesen shoppen. Eine böse Geschichte ist passiert: ein Backpacker aus dem Hostel hier, Toshi, hatte eine Art Arbeitsunfall und ich hab ihn verarztet. Er ist mit dem Kopf gegen einen Orangenbaumast gestoßen und ein Dorn hat sich einen Zentimeter tief in seinen Schädel gebohrt. Zuerst hatte ich versucht den Dorn mit einer Pinzette herauszuziehen, aber das hat nicht funktioniert. Mit voller Kraft hab ich dann den Stachel mit einer Nadel herausgehoben. Auf einmal hat er wie ein Schlachtschwein angefangen zu bluten. Wir haben uns alle zu Tode erschrocken. Er hat gefühlte zwei Liter Blut verloren. Nach einem Druckverband mit Klopapier gings ihm aber ziemlich schnell wieder besser. 

Morgen (also Montag) hab ich meinen Probetag in einer Packhütte. Ich hoffe ich bekomme den Job, denn nicht alle bekommen eine Zusage. Ich trete mit einigen arbeitswütigen Asiatinnen an. Geschick allein hilft dabei nicht, vielmehr drei Tonnen Glück könnten ausschlaggebend für mich sein. Falk ist glücklich mit seinem Job, der Boss ist zufrieden mit ihm. Er stellt sich zumindest besser als sein Kollege an.

Viel mehr ist nicht passiert, bis auf die üblichen Schwierigkeiten zwischen dem Manager und den raufenden Kindsköpfen hier, wilden Orgien, Eierschlachten und das wirklich schlechte Wetter. Man kann derzeit keinen Fuß raussetzen, weil es stürmt und regnet. Die ganze nächste Woche sieht so aus. Wir melden uns bald wieder, aber viel Neues gibt es nunmal nicht, weil wir in einem Kuhkaff hocken.